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2012
Fest des Heiligen Manfred in Riva San Vitale
(Ul Beát)
In Riva San Vitale, einem kleinen Dorf am Ufer des Lago Ceresio findet an jedem 27. Januar ein traditionelles Gedenken des Heiligen Manfredo Settala statt, der zwischen dem 12. und 13. Jh. lebte. Aus einer Adelsfamilien stammend war er Priester in Cuasso al Piano geworden, um sich dann in die Einsamkeit des Monte San Giorgio zurückzuziehen und ein beschauliches Leben im Gebet zu führen. Er lebte jedoch nicht von der Welt abgekehrt, sondern zeigte sich immer empfänglich gegenüber den Schwierigkeiten, Bedürfnissen, Erwartungen und Anrufungen seiner Leute.
Dem Heiligen werden verschiedene Wunder (Heilung, Befreiung von Besessenheit, Rettung von Bootsführern usw.) zugesprochen; jedoch hat es bisher noch keine kirchliche Behörde für notwendig gehalten, seine Wundertaten zu bestätigen. Von den Votivbildern, die einstmals sehr zahlreich waren, ist leider kein Hinweis mehr vorhanden. Sicher ist, dass der Heilige am 27. Januar 1217 starb. In der Geschichtsschreibung wird in diesem Zusammenhang festgehalten, dass die Glocken zu seiner Sterbestunde läuteten, ohne dass jemand Hand die Seile gelegt hätte. Auch die Wahl des Ortes der Beisetzung erfolgte unter wundersamen Umständen: beim Tod des Einsiedlers wollten viele Dörfer (darunter Riva San Vitale, Meride, Brusino Arsizio und Cuasso al Piano) sich seine Überreste zusichern. So wurde der Leichnam auf einen Leichenwagen gehoben und aufgebahrt, der von zwei noch nicht gezähmten jungen Rindern gezogen wurde, die mit ihrem Weg den Ort der Beisetzung bestimmen sollten. Die beiden Kälber hielten vor der Kirche von Riva San Vitale und suggerierten damit die Bestimmung der Überreste. Der Heilige Manfred wurde also in der kleinen Kirche von Riva San Vitale beerdigt, die zu jener Zeit zur Diözese Como gehörte. Später, im Jahr 1387 wurden seine Überreste in eine Marmorarche "super et prope altare" verlegt; seit 1633 befindet sich der Schaukasten mit den Überresten des Heiligen Manfred unter dem Hochaltar, wo er von den Gläubigen auch aus den angrenzenden Pfarreien angebetet wird.
An den Chorwänden der Pfarrkirche kann man Gemälde und Fresken zu den wichtigsten Ereignissen aus dem Leben des Heiligen bewundern. Die beiden Gemälde von G.B. Bagutti (1774-1823) stellen den Tod und die Beförderung des Leichnams vom Monte San Giorgio nach Riva dar; die Fresken von Pietro Chiesa (1876-1959), die zwischen 1931 und 1935 angefertigt wurden, zeigen das Brotwunder, das Wunder der Geheilten und die Ankündigung des Todes.
Das Fest wird in zwei Momenten gefeiert, die jeweils als "ul Beatín" und "ul Beát" bezeichnet werden: am 27. Januar, dem Sterbedatum nur von den Einwohnern aus Riva; feierlicher dann am nachfolgenden Sonntag, unter Teilnahme der Bewohner aus den Nachbardörfern und zahlreichen Besuchern. Eine Woche vor dem wirklichen Fest wird die Urne zur Anbetung ausgestellt; dann finden die ganze Woche lang von Montag bis Donnerstag Morgen- und Vespergebete statt.
Unter den traditionellen an dieses Fest gebundenen Veranstaltungen ist die Verteilung des gesegneten Brotes am Morgen des Vortags. Heute erfolgt die Verteilung des "Pan dal Beát" im Haus des Patriziats "Al Torchio": den Patriziern stehen zwei Brote zu, die Ansässigen dagegen dürfen nur ein Brot abholen, gemäß einer Liste die von Jahr zu Jahr mit der Anzahl der berechtigten Familien auf den neusten Stand gebracht wird. Während der Verteilung hakt ein Sonderbeauftragter, die erscheinenden Gläubigen nach und nach ab. Heute werden etwa 1600 Brote gesegnet und an die Bevölkerung verteilt. Die Brotlaibe werden in der Regel aufbewahrt und Familienmitgliedern gegeben, die im Laufe des Jahres erkranken.
Die Verteilung von Weißbrot ist durch ein zu diesem Zweck hinterlassenen Vermächtnis möglich, das von den Bewohnern von Riva San Vitale als Zeichen des Dankes gegenüber dem Heiligen eingerichtet wurde, der sie von der Hungersnot befreit hatte. Es wird erzählt, dass während einer langen Hungersnot dieser den verzweifelten Müttern befohlen habe, einige Steine zu backen; die Frauen gehorchten und die Steine verwandelten sich in Brote. Einer anderen Version nach soll die Verteilung des gesegneten Brotes an eine andere Episode aus dem Leben des Einsiedlers erinnern. In einem trockenen Jahr soll er einigen Bauern, die ihn um Brot baten, befohlen haben, auf einem Feld oberhalb des Dorfes nochmals zu säen, das Getreide würde vor Sonnenuntergang reifen. Noch heute ist besteht eine Parzelle mit der Bezeichnung "Wiese" oder "Feld des Heiligen".
Zum Anlass des kirchlichen Festes kommen seit einigen Jahren zahlreiche Stände in die Gemeinde, die auf der Piazza Grande und in der Via Settala aufgebaut werden. Im Verlauf des Nachmittags finden das Konzert der Gemeindephilharmonie und schließlich die Tombola ("Túmbula dal Beát") statt.
LERNEN UND WEITERGABE
Von Generation zu Generation.
GEMEINSCHAFT
Das Fest des Heiligen Manfred erfreute sich des Besuchs zahlreichen Gläubigen sowohl aus Riva S. Vitale als auch aus dem gesamten Gebiet um Mendrisio.
Weitere Informationen
Bibliographie
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Mendrisiotto è qui la festa - Il pane del Beato a Riva San Vitale
Fontana Edizioni 2004 -
Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana - beát
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Schweizerisches Archiv für Volkskunde - Il Beato Manfredo Settala
Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde 1946
Autor der Karteikarte
SVIZZERA Canton Ticino - Centro di Dialettologia e di Etnografia - Giovanna Ceccarelli
Wissenschaftlicher Leiter
Ceccarelli Giovanna
Veröffentlichungsdatum
21-LUG-2015 (Giovanna Ceccarelli)
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